In einer Welt, in der digitale Vermögenswerte über Nacht im Wert explodieren können, ist das Vergessen eines Passworts mehr als nur ein kleines Ärgernis. Es kann ein Fehler sein, der Millionen von Dollar kostet. Stefan Thomas, ein Schweizer Krypto-Unternehmer, der in San Francisco lebt, kennt dieses Problem nur zu gut. Er besitzt einen IronKey S200, einen USB-Stick mit hoher Sicherheit, der die kryptografischen Schlüssel zu 7.002 Bitcoins enthält. Zumindest behauptet er das. Zum aktuellen Marktpreis wären das unglaubliche 235 Millionen Dollar. Der IronKey hat eine Selbstzerstörungsfunktion, die alle Daten nach zehn falschen Passworteingaben löscht. Thomas hat bereits acht dieser Versuche verbraucht.
Das Magazin Wired erzählt eine interessante Geschichte über Stefan Thomas, seinen IronKey mit vielen Bitcoins darauf und Unciphered, das Unternehmen, das behauptet, den IronKey hacken und Zugang zu den 7.002 Bitcoins erhalten zu können.
Hier kommt Unciphered ins Spiel, ein Start-up aus Seattle, das sich darauf spezialisiert hat, verschlüsselte Geräte zu entsperren. Dies ist jedoch kein gewöhnliches Start-up; es handelt sich um ein Team von Hackern und Kryptografen, die fast acht Monate damit verbracht haben, eine Methode zur Umgehung der nahezu undurchdringlichen Sicherheit des IronKey zu entwickeln. Sie haben sogar ihre Fähigkeiten unter Beweis gestellt, indem sie ein ähnliches Gerät entsperrt haben. Das Team von Unciphered, zu dem auch Experten mit Erfahrung in Regierungsbehörden mit drei Buchstaben gehören, fand Schwachstellen im Design des Geräts. Sie nutzten eine Kombination aus Hochleistungsrechnern, mikroskopischer Bildgebung und geheimen Techniken, die sie nicht preisgeben wollen. Ihre Methode ermöglicht ihnen unbegrenzte Versuche, das Passwort zu erraten, und umgeht somit die Selbstzerstörungsfunktion des IronKey.
Man könnte meinen, das wäre die perfekte Kombination: Ein Mann mit einer verschlossenen Schatzkiste und ein Team mit dem Meisterschlüssel. Aber hier wird es kompliziert: Thomas hat Unciphereds Angebot abgelehnt, seinen IronKey zu entsperren. Er steht bereits in Verhandlungen mit zwei anderen Teams und hat Handschlagabkommen mit ihnen getroffen. Er hat sich verpflichtet, diesen Teams mehr Zeit zu geben, das Rätsel zu lösen, obwohl sie bisher keine Fortschritte gemacht haben. Das bringt Unciphered in eine merkwürdige Lage. Sie haben ein potenziell revolutionäres Werkzeug, aber keine unmittelbare Anwendung dafür.
Der menschliche Faktor
Der menschliche Faktor ist das unberechenbarste Element in dieser Geschichte. Unciphered plant, einen offenen Brief an Thomas zu veröffentlichen, um ihn davon zu überzeugen, ihnen die Möglichkeit zu geben, sein Vermögen freizuschalten. Aber wie Nick Fedoroff, der Betriebsleiter von Unciphered, betont, ist der Umgang mit Menschen immer der komplizierteste Teil. Menschen sind unberechenbar. Thomas zeigt eine ungewöhnliche Gelassenheit, wenn es darum geht, seinen Schatz freizuschalten. In Interviews hat er erwähnt, dass bei solchen Geldsummen die Verträge wasserdicht sein müssen, da Hunderte von Millionen Dollar auf dem Spiel stehen.
Also, was geht wirklich im Kopf von Thomas vor? Ist es die Angst, alles zu verlieren, die ihn zurückhält, oder ist er so vermögend, dass 235 Millionen Dollar für ihn keine große Rolle spielen? Er hat vor langer Zeit einmal gesagt, dass er wegen des IronKey nicht gut schlafen könne. Was steckt also dahinter?