Was wissen wir über Emotionen im Design? Es geht nicht nur um provokante Werbespots oder ungewöhnliche Produkte, die so gestaltet sind, dass sie uns beeindrucken und unsere Gefühle ansprechen. Es geht vielmehr um die Auswirkungen von Designdetails auf unsere Wahrnehmung des Produkts.
Viele Menschen bemerken dies nicht und denken nicht einmal darüber nach, aber Unternehmen haben dies schon vor langer Zeit erkannt. Design sollte nicht nur praktisch sein (obwohl das das primäre Ziel sein sollte), sondern es sollte auch unsere Gefühle ansprechen und einen positiven Eindruck hinterlassen, nachdem wir das Produkt benutzt haben.
Emotionen beeinflussen, wie wir ein Produkt wahrnehmen. Und diese Wahrnehmung bestimmt wiederum, wie wir die gesamte Marke sehen. Ich war zu jung, um die Hochzeit von Nokia miterlebt zu haben und genug Geld zu besitzen, um ihre Produkte zu erwerben. Aber eine Sache, die mir in Erinnerung geblieben ist, war die Nokia 8000er Serie. Das Slider-Handy, das ein befriedigendes Klickgeräusch machte, wenn man es auf- und zuschob. Dieses Geräusch hat sich in meinem Gedächtnis eingeprägt und vermittelte mir ein bestimmtes Bild von diesem Telefon: Es war hochwertig, exklusiv und nicht wie jedes andere.
Es kam vor fast 20 Jahren auf den Markt, in einer Zeit, in der andere Marken bestrebt waren, ihre Telefone dünner und leichter zu gestalten. Die ersten Modelle bestanden aus Plastik, das wie Metall aussah. Später entschied sich das Unternehmen für echtes Metall. Dies verlieh dem Telefon nicht nur ein gewisses Gewicht, sondern sprach auch unsere Emotionen an. Ein schwereres Produkt wird oft als hochwertiger angesehen; wir assoziieren schwerere Produkte mit besserer Qualität und besseren Materialien.
Apple ist das Unternehmen, das diese Kunst des Designs am besten gemeistert hat. Seit der Markteinführung des ersten iPhones hat Apple großen Wert darauf gelegt, dass sich ihre Produkte bestmöglich anfühlen, um den Eindruck eines Premium- und kostspieligen Produkts zu hinterlassen. Apple setzt nicht auf Plastik, sondern bevorzugt für seine High-End-Modelle Materialien wie Metall oder Glas. Die einzigen Modelle, für die Apple Kunststoff als Gehäusematerial wählte, waren das iPhone 5C und das iPhone XR – beides günstigere Modelle für das mittlere Preissegment. Die Auswahl der Materialien war gezielt, um dem Nutzer zu signalisieren, dass er nicht ein Premium-Produkt, sondern ein Einsteigermodell in den Händen hält.
Apple hat stets ein gutes Gespür für das richtige Gerätegewicht bewiesen: Es sollte nicht zu schwer sein, da dies unpraktisch wäre, aber auch nicht zu leicht, da das Gerät sonst billig wirken könnte. Ich besitze ein iPhone 4, ein iPhone 7, ein iPhone 11, ein iPhone 12 mini und ein iPhone 14 Pro, und jedes dieser Modelle hat für mich das ideale Gewicht. Sie vermitteln das Gefühl von Premium-Geräten, die gerade schwer genug in der Hand liegen, um ihre Hochwertigkeit zu unterstreichen.
Ich erinnere mich noch gut daran, als ich das Galaxy S21 zum ersten Mal in der Hand hielt. Es ist zweifellos ein beeindruckendes Gerät mit vielen Funktionen. Doch das Erste, was mir auffiel, fast unbewusst, war seine Leichtigkeit. Es vermittelte mir nicht das Gefühl, ein Spitzenmodell in der Hand zu halten.
Dieser Eindruck beschränkt sich nicht nur auf den Vergleich von iPhones mit anderen Marken. Innerhalb der iPhone-Reihe ist es ähnlich. Das iPhone Pro beispielsweise hinterlässt beim Halten einen noch besseren Eindruck (obwohl bereits das Standard-iPhone sehr hochwertig wirkt). Es fühlt sich einfach noch edler und wertvoller an, was sicherlich auch an den verwendeten Materialien und seinem Gewicht liegt.
Es geht jedoch nicht nur um die Materialien, sondern auch um Klänge, Empfindungen und unsere Wahrnehmung. Nehmen Sie zum Beispiel das „Lade“-Symbol: Wenn etwas geladen wird, wird es sichtbar angezeigt. So weiß man, dass die App gerade geladen wird und man muss sich keine Sorgen machen. Fehlt ein solches Symbol, werden viele Menschen unruhig, wenn etwas nicht zu laden scheint.
Es gibt auch zahlreiche Beispiele aus dem Alltag. Ein gutes Beispiel ist der Sound von Geldautomaten. Wenn der Geldautomat Geld ausgibt, hört man ein charakteristisches Geräusch. Aber das ist nicht das tatsächliche Geräusch des Geldausgebens – es wird aufgenommen und jedes Mal abgespielt, wenn man Geld abhebt. Der Grund dafür ist simpel: Zwischen der Eingabe des gewünschten Betrags und dem Erhalt des Geldes vergeht eine kurze Zeit. Dieses Geräusch signalisiert, dass der Geldautomat arbeitet, wodurch man sich beim Warten beruhigter fühlt. Einmal versuchte ich, Geld abzuheben, und es gab kein solches Geräusch, da die Lautsprecher des Geldautomaten defekt waren. Ich wurde unruhig während dieser kurzen Wartezeit, bis ich schließlich mein Geld erhielt.
Ein weiteres wichtiges Detail betrifft die Art und Weise, wie Geräte und Gegenstände altern. Die Alterung an sich ist ein unvermeidlicher Prozess: Materialien nutzen sich ab, es entstehen Schrammen, Absplitterungen und Kratzer. Doch nicht die Tatsache der Alterung ist entscheidend, sondern die Art und Weise, wie sie geschieht. Hier spielt die Materialwahl eine entscheidende Rolle. Metall, insbesondere unlackiertes Metall, altert auf eine gewisse „edle“ Weise. Selbst wenn es Gebrauchsspuren aufweist, beeinträchtigen diese nicht das Erscheinungsbild des Geräts oder Objekts, sondern verleihen ihm Charakter.
Daher ist die Materialwahl so wichtig: Ein Gerät sollte nicht nur zum Zeitpunkt des Kaufs gut aussehen, sondern auch über die Jahre hinweg. Nehmen Sie zum Beispiel die FineWoven-Hüllen von Apple: Sie sehen zwar ästhetisch ansprechend aus, sind jedoch nicht besonders widerstandsfähig. Ein leichter Kratzer mit dem Fingernagel kann bereits Spuren hinterlassen, was nicht ideal ist.
Emotionales Design dreht sich also nicht nur darum, ein bestimmtes Gefühl zu erzeugen. Es geht auch darum, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen – sei es durch das Erinnern an das Klick-Geräusch, das Beruhigen während des Wartens oder die Auswahl der richtigen Materialien und des passenden Gewichts, um die gewünschte Reaktion hervorzurufen.